Der Alltag mit Hörschädigung am BBW

Im BBW werden über 300 Auszubildende in rund 30 verschiedenen Berufen ausgebildet. Das Angebot richtet sich an Jugendliche mit einer Hör-/Sprachbehinderung, mit einer Autismus-Spektrum-Störung und/oder einer psychischen Behinderung.

Viele unserer Auszubildenden, aber auch einige Mitarbeiter, haben eine Hörbehinderung und tragen Hörgeräte und/oder Cochlea Implantate (CI).

Diese Menschen könnten ohne diese Geräte nichts hören, oder nur sehr schlecht. Zur Unterstützung gibt es deshalb auch die Gebärdensprache. Gehörlose Menschen sind auf Gebärdensprache und das Mundbild ihres Gegenübers zur Kommunikation angewiesen. Die Gebärdensprache ist das Verständigungsmittel der Hörgeschädigten.

Um die Ausbilder/-innen, Lehrer/-innen, Mitschüler/-innen oder Kollegen/-innen besser zu verstehen, benutzen wir in der Berufsschule im BBW Winnenden eine FM-Anlage. Eine FM-Anlage bringt das gesprochene Wort durch eine Art Mikrofon direkt in das Hörgerät oder CI des Hörgeschädigten. Damit versteht man die sprechende Person besser und die anderen Nebengeräusche werden ausgeblendet.

 

Alltagsbericht eines Hörgeschädigten:

Louisa W. hat 2 Cochlea Implantate, wir haben mit ihr ein Interview geführt. Dieses können Sie hier nachlesen:

 

Wie lange bist du schon Hörgeschädigt?

Meine Hörschädigung wurde am Ende meines 1. Lebensjahr festgestellt.

 

Wie war es für dich, mit geschädigtem Gehör aufzuwachsen?

Da ich von klein auf Hörgeschädigt war und Hörgeräte hatte, war es kein Problem für mich. Ich habe mich gut mit Gleichaltrigen verstanden (war in einem “normalen” Kindergarten). Je älter ich wurde, desto schlechter wurde mein Gehör, daher wurde vorgeschlagen ein CI auszuprobieren und ich bereue es bislang nicht.

 

Wie viel hörst du ohne CI?

Ich höre nichts, bzw. nehme höchstens “Gefühlsgeräusche” eher Vibrationen war.

 

Wie ist es für dich, wenn du ohne CIs angesprochen wirst?

Es fühlt sich für mich komisch an, einfach nicht gut. Ich verstehe dabei gar nichts.

 

Stört dich deine Hörschädigung bei deiner Arbeit?

Nein, bislang nicht. Bisher habe ich noch keine negativen Erlebnisse wahrgenommen.

 

Fühlst du dich durch deine Hörschädigung benachteiligt?

Nein, bislang habe ich mich noch nicht konkret benachteiligt gefühlt.

 

Wie gehen deine Kollegen mit der Hörschädigung um?

Sie gehen rücksichtsvoll damit um.

 

Wie sieht ein normaler Tag in deinem Leben aus?

An einem normalen Arbeitstag stehe ich mithilfe eines lisa-Digitalen Funkwecker auf. Dieser blitzt und vibriert. Dadurch werde ich wach. Dann fahre ich mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu Arbeit und arbeite normal in meiner Ausbildung.

 

Gibt es Probleme dich zu verständigen oder für andere mit dir zu sprechen?

Bei mir ist eher das Problem, dass ich mich nicht traue, es anzusprechen, man sieht es mir ja nicht sofort an. Die Schwierigkeit für mich ist, das Sprechtempo der Anderen. Sie reden mir zu schnell, dann muss ich sie darauf hinweisen langsamer zu sprechen und mit mehr Mundbild zu sprechen. Für mich machen diese zwei Kleinigkeiten die Kommunikation sehr viel einfacher.

 

Hast du ein Mikrofon oder ähnliche Hilfsmittel, um andere zu verstehen?

Ja, je nach CI-Modell gibt es eine sogenannte FM Anlage. Bei meinem CI Modell kann man einen Roger Pen verwenden. Dieser funktioniert wie eine “normale” FM Anlage, sie ist nur kleiner.

 

Was für Schwierigkeiten bringt die Hörschädigung in deinem Alltag?

-Telefonanrufe tätigen, vor allem, wenn es “unbekannte” Menschen sind.
-Wenn man nicht die Lippen ablesen kann, da es mir hilft das Gesprochene besser zu verstehen.

Ihr Paulinenshop Team